Mittwoch, 24. Dezember 2008

Dienstag, 23. Dezember 2008

Jedes Jahr wenn Heilig Abend naht, erinnere mich immer an die Geschichte, die sich bei uns zugetragen hat.
Als meine Kinder noch verhältnismäßig klein waren und wir alle noch vom Christkind fasziniert waren, ereignete sich kurz vor der Bescherung Folgendes:
Während ich die echten Kerzen an unseren drei-Meter-hohen Christbaum anzündete, kam mein kleiner Kronprinz (damals ca. 4 Jahre alt und äußerst ungeduldig und zornig) aus seinem Zimmer gestürmt und tobte wutentbrannt über das unpünktliche Christkind, das ihn unverschämterweise soooo lange warten ließ. Plötzlich ging die Zimmertüre unserer erstgeborenen Tochter auf, die sich mit ihren 10 Jahren bereits mit dem Sinn des Weihnachtsfestes ernsthaft auseinandersetzte.
Sie stemmte die Hände in die Hüften, baute sich energisch vor ihrem kleinen Bruder auf und sprach betont folgende Worte, indem sie ihre Stimme von höchst gefährlich leise flüsternd bis intensiv brüllend steigerte: "Jetzt will ich Dir mal was sagen, ja? Hör mal!!! Heute ist das FEST DER LIIIIIEBE!!!!!!!. Duuuuuu Aaaaaarschloooch!!!!!!!" Damit war die Welt in Ordnung und das Christkind konnte höchst zufrieden in eine ausgesprochen harmonische Familie kommen.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Zum 3. Advent

Einmal, am Rande des Hains,
steh'n wir einsam beisammen
und sind festlich, wie Flammen -
FÜHLEN: Alles ist Eins.
Halten uns fest umfasst,
werden im lauschenden Lande
durch die weichen Gewande
wachsen wie Ast an Ast.
........
Und wir sind nicht mehr zag,
unser Weg wird kein Weh sein,
wird eine lange Allee sein
aus dem vergangenen Tag.
(Rainer Maria Rilke"

Das Pferd

Laotse

Die folgende Geschichte trug sich zur Zeit Laotses zu:
"Ein alter Mann lebte in einem Dorf, sehr arm aber selbst Könige waren neidisch auf ihn, denn er besaß ein wunderschönes weißes Pferd.
Obwohl ihm phantastische Summen geboten wurden erklärte der Mann "Dieses Pferd ist für mich kein Pferd, sondern ein Freund und wie könnte man einem Menschen seinen Freund verkaufen!"
Die Leute schüttelten den Kopf ob soviel angeblicher Dummheit.
Eines Morgens war sein Pferd verschwunden. Das ganze Dorf versammelte sich und die Leute sagten: "Du dummer alter Mann. Wir haben es schon immer gewusst, dass das Pferd eines Tages gestohlen wird. Oh hättest Du es doch verkauft!"
Der alte Mann sprach: "Geht nicht so weit. Tatsache ist, das Pferd ist nicht im Stall. Alles andere ist Urteil. Ob es ein Unglück ist oder ein Segen, weiss ich nicht, weil dies ja nur ein Bruchstück ist.
Wer weiss, was folgt?"
Die Leute lachten den Mann aus.
Nach fünfzehn Tagen kam das Pferd zurück. Es war in die Wildnis ausgebrochen und brachte ein Dutzend herrlicher Wildpferde mit.
Wieder versammelten sich die Leute und meinten "alter Mann, Du hattest doch recht. Es ist kein Unglück. Es hat sich tatsächlich alles zum Segen gewendet."
Der alte Mann erwiderte: "Und wieder geht Ihr zu weit. Tatsache ist nur, dass das Pferd zurück ist. Ihr lest nur ein einziges Wort in einem Satz. Wie könnt Ihr das ganze Buch beurteilen?"
Der alte Mann hatte einen Sohn. Dieser trainierte die Wildpferde. Dabei geschah es, dass er stürzte und sich die Beine brach.
Die Leute versammelten sich wieder und urteilten:"Was für ein Unglück. Nun kann der Sohn seine Beine nicht mehr gebrauchen und kann seinem Vater keine Stütze mehr sein. Jetzt ist er ärmer als je zuvor."
Der Alte sprach: Ihr seid besessen vom Urteilen. Sagt nur, dass mein Sohn seine Beine gebrochen hat. Niemand weiss, ob dies ein Unglück ist. Das Leben kommt in Fragmenten und mehr bekommt ihr nicht zu sehen."
Es ergab sich, dass ins Land der Krieg kam. Alle jungen Männer wurden als Soldaten eingezogen. Nur der Sohn des Alten blieb zurück, weil er verkrüppelt war. Im ganzen Dorf war Klagen und Wehgeschrei, weil jeder wusste, es kehrt keiner mehr zurück.
Sie kamen zum alten Mann und sagten: "Nun hat es sich als Segen erwiesen, dass Dein Sohn verkrüppelt ist. Dein Sohn ist bei Dir und unsere sind für immer fort."
Der alte Mann antwortete: "Ihr hört nicht auf zu urteilen. Nur dies ist wahr, dass mein Sohn bei mir ist und Eure im Krieg. Nur Gott, nur das Ganze weiss, ob dies ein Unglück oder Segen ist."

Sonntag, 7. Dezember 2008

Zum 2. Advent

Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt
(Friedrich Rückert)
Es ist ein Bäumlein gestanden im Wald
In gutem und schlechtem Wetter;
Das hat von unten bis oben
Nur Nadeln gehabt statt Blätter;
Die Nadeln, die haben gestochen,
Das Bäumlein, das hat gesprochen:

"Alle meine Kameraden
Haben schöne Blätter an,
Und ich habe nur Nadeln,
Niemand rührt mich an;
Dürft' ich wünschen, wie ich wollt',
Wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold."

Wie's Nacht ist, schläft das Bäumlein ein,
Und früh ist's aufgewacht;
Da hatt' es goldene Blätter fein,
Das war eine Pracht!
Das Bäumlein spricht: "Nun bin ich stolz;
Goldene Blätter hat kein Baum im Holz."

Aber wie es Abend ward,
Ging ein Räuber durch den Wald
Mit großem Sack und großem Bart,
Der sieht die goldnen Blätter bald;
Er steckt sie ein, geht eilends fort
Und läßt das leere Bäumlein dort.

Das Bäumlein spricht mit Grämen:
"Die goldnen Blättlein dauern mich,
Ich muß vor den andern mich schämen,
Sie tragen so schönes Laub an sich.
Dürft' ich mir wünschen noch etwas,
So wünscht' ich mir Blätter von hellem Glas."

Da schlief das Bäumlein wieder ein,
Und früh ist's wieder aufgewacht;
Da hatt' es glasene Blätter fein,
Das war eine Pracht!
Das Bäumchen sprach: "Nun bin ich froh;
Kein Baum im Walde glitzert so."

Da kam ein großer Wirbelwind
Mit einem argen Wetter,
Der fährt durch alle Bäume geschwind
Und kommt an die gläsernen Blätter;
Da lagen die Blätter von Glase
Zerbrochen in dem Grase.

Das Bäumlein spricht mit Trauern:
"Mein Glas liegt in dem Staub;
Die anderen Bäume dauern
Mit ihrem grünen Laub.
Wenn ich mir noch was wünschen soll,
Wünsch' ich mir grüne Blätter wohl."

Da schlief das Bäumlein wieder ein,
Und wieder früh ist's aufgewacht;
Da hatt' es grüne Blätter fein.
Das Bäumlein lacht
Und spricht: "Nun hab' ich doch Blätter auch.
Daß ich mich nicht zu schämen brauch"."

Da kommt mit vollem Euter
Die alte Geis gesprungen;
Sie sucht sich Gras und Kräuter
Für ihre Jungen;
Sie sieht das Laub und fragt nicht viel,
Sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel.

Da war das Bäumchen wieder leer,
Es sprach nun zu sich selber:
"Ich begehre nun keine Blätter mehr,
Weder grüner, noch roter, noch gelber!
Hätt' ich nur meine Nadeln,
Ich wollte sie nicht tadeln."

Und traurig schlief das Bäumlein ein,
Und traurig ist es aufgewacht;
Da besieht es sich im Sonnenschein
Und lacht und lacht!
Alle Bäume lachen's aus;
Das Bäumlein macht sich aber nichts daraus.

Warum hat's Bäumlein denn gelacht,
Und warum denn seine Kameraden?
Es hat bekommen in der Nacht
Wieder alle seine Nadeln,
Daß jedermann es sehen kann.
Geh' 'naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an!
Warum denn nicht?
Weil's sticht.